MEIN ERSTES ORGEL SELBSTBAUPROJEKT von 1974

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happyfreddy
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MEIN ERSTES ORGEL SELBSTBAUPROJEKT von 1974

Beitrag von happyfreddy »

Mit Elektronik habe ich mich schon seit Anfang der 60er Jahre beschäftigt,
Anfangs noch mit Röhren ..........
Meine Freizeit wurde meist mit Tüfteln an irgendwelchen Sachen verbracht
und am Wochenende hatte ich immer leihweise ein Oszilloskop meines
Radiofritzen um die Ecke was ich jeweils am Montag Nachmittag dann zurückbrachte
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Später zur Tanzstundenzeit auch Sonntags, wenn ich noch auf den Bus warten mußte
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Gebaut wurde so ziemlich alles mögliche und so entstand auch um die seit 1969
anwesende Dr Böhm DnT ein kleines Tonstudio - oder besser gesagt wie ich es mir
so vorstellte ......

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Die beiden Boxen gehörten auch zur DnT die in der anderen Ecke des Raumes stand
als Verstärker Nummer zwei und drei .

Nur irgendwann gefiel mir der Klang der DnT nicht mehr .........

Nach dem Bau meiner Dr Böhm DnT samt Erweiterungen wie Spezialeffekte 70 und dem
ersten Schlagzeug mit Böhmat 1971 fühlte ich mich sattelfest genug, mich an den Bau
einer eigenen Orgel nach meinen Vorstellungen zu wagen.
Als Fan vom Klaus Wunderlich Sound waren Zugriegel das A und O, was meine zukünftige
Orgel haben sollte. Das schrille Durchsingen aller Töne einer DnT war mir ehrlich gesagt
ein Graus, was ich auf den Sägezahn als Tonerzeuger ausmachte.
Folglich war der zukünftige Generator ein Rechteck Typ
Somit wurde schon von der Konzeption nur ein Fußlagenumfang von 6 Fußlagen
in Erwägung gezogen : 16 , 8 , 5 1/3, 4 , 2 2/3, 2 sollten ausreichen.
Vergleichbare Industrieorgeln wie Farfisa oder Solina hatten auch nicht mehr an Fußlagen.
Kurzerhand fuhr ich 1974 nach dem Verkauf der DnT am nächsten Tag nach Minden um mir zwei
Spinett Manuale der neuen Orgelgeneration zu kaufen samt zwei Tastenkontaktsätzen für
je 6 Fußlagen und den üblichen Kleinkram an Wippschaltern etc.
Schaltungen hatte ich genügend von Böhm , Wersi W 248, und speziellen Datenbüchern
von ITT, wo mit deren ICs wie SAJ 110 und SAH 190 Orgel Konzepte vorgestelllt wurden.
Außerdem gab es zu der Zeit in der Fachzeitschrift Elektor etliche Anregungen zum Thema
Orgelbau.
Zunächst wurden also passend zugeschnittene Holzplatten besorgt und so langsam nahm
es das Grundaussehen eines Orgelspieltisches an.

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Der Generator sollte als Hauptoszillator jeder Tonkaskade einen Multivibrator mit
nachgeschalteten TTL Teilerstufen bekommen. Dieser Generator war sehr klein von den
Abmessungen mit MV und als Teilerstufen den SN 7473.

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Leider ließ der FanOut ( Belastung der Ausgänge ) zu wünschen übrig und das resultierende
Tonsignal erinnerte eher an einen ORGELWOLF als an saubere angenehme Töne.
In einem zweiten Versuch wurden dann statt der 7473 ICs ein SAJ 110 verwendet.
Resultat waren saubere Töne, nur alles mit einem Poti stimmen oder die Verwendung
eines Slalom Reglers waren mit diesem System nicht möglich.
So wurde dann kurzerhand ein neuer Generator gebaut, dessen Vorlage der DT 74 von
Wersi war.

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Vorteil hier jedoch : ich konnte die SAJ 110 ICs weiter verwenden.
Teuerstes Bauteil war hier die Kapazitätsdiode MV 1401 und statt des TOS IC´s TMS 3839
wurde ein AY 3 - 214 benutzt, der problemlos als Ersatz fungieren kann.
Mitlerweile hatte ich auch guten Kontakt zu einem General Instruments Distributor in Lehrte
bei dem ich die benötigten TOS IC wie auch weiteres an Musikinstrumenten ICs von
General Instruments wie auch SGS ATES und ITT , VALVO und Siemens erwerben konnte.
Um einen Sinusklang zu bekommen, wurden die Tastenkontakt Sammelschienen oktavweise
unterbrochen und die Filterplatinen direkt angelötet.

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Vorhergehende Versuche die Sinusfilter auf einer einzigen Platine über Leitungen anzuschließen
schlugen fehl, weil es Einstreuungen gab. Somit sahen dann die Böhm Manuale mit Böhm
Tastenkontakten und selbst geätzten Sinusfilter Platinen aus wie die einer Wersi W 248.
Mit den Zugriegeln war das dann so eine Sache :
Wersi war mir zu teuer, Böhm Zugriegel wenig Vertrauen erweckend also wurde nach einer
eigenen Idee die Sache angegangen. Normale Schiebepotis gab es ja, es mußte nur eine
Befestigung für einen Zugriegel gefunden werden.
Böhm Zugriegel wurden über einen Schlitz im Poti bedient und handelsübliche Schieberegler
hatten auch solch einen. Es ging also nur um die Befestigung und Zusammenwirken beider
Komponenten. Die Lösung von Böhm hier die speziellen Schiebepotis direkt unter dem Seitenbrett
anzuordnen widerstrebte mit, da ich ein ähnliches Bild mit allen Schiebesätzen über den Tasten
mittig in der Orgel wie bei Hammond anstrebte.
EIne M 4 Plastikschraube flach angespitzt griff dann in den Potischlitz und der Böhm Zugriegel
wurde ja in den Schwalbenschwanzkämmen geführt. Somit wurden dann doch Böhm Zugriegel
Schieber verwendet jedoch in anderer Weise.

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Die Zugriegel Schiebepotis wurden auf zwei ALU Flachleisten verschraubt und diese ganze Einheit
dann unter dem Zugriegelbrett befestigt.

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Die Entkoppelungswiderstände in den Tastenkontakten waren vom Wert her denen der Wersi
W 248 Serie angeglichen und somit auch oktavweise abgestuft übernommen
Die Sinusfilter wurden jedoch neu berechnet und ausgemessene Kondensatoren verwendet.

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In beiden Manualen wurde noch eine zusätzliche Schaltkontaktreihe eingebaut, um hier weitere
Baugruppen triggern zu können.
Vorgesehen war für das Obermanual eine Percussion sowie für das Untermanual ein
elektronisches Schlagzeug nebst Begleitautomat.
Die jeweils 6 Fußlagen mit Sinus wurden auf Impedanzwandlerstufen wie in der W 248 geleitet
und von dort auf die Zugriegel. Damit war zumindest die Orgel in beiden Manualen schonmal
mit Sinusklang spielbar. Im weiteren folgten dann einige Festregister, schaltungtechnisch sowohl
an Böhm nT Serie wie Wersi W 248 Serie angelehnt.

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Parallel dazu hatte ich mich schon zur Böhm nT Zeit mit meiner DnT mit elektronischen Schlagzeugen
beschäftigt und mein Favorit war eigentlich der M 253 weil hier 12 Rhytmen miteinander gemischt werden
konnten. Von diesem IC gab es zwei Varianten mit unterschiedlich codierten Rhytmus Pattern.
Beschrieben wurde dieses IC zum einen im Datenblatt aber auch in der Zeitschrift Elektor unter dem Titel
DRUMBOX

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das zugehörige Layout mit Brady Bändern auf Rasterfolie geklebt
es existieren noch alle Layouts von damals :D

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Hieraus konstruierte ich mir dann ein durch automatische Umschaltung etwas abwechselungsreicheres
Rhytmusgerät. Dieses erste Rhytmusgerät nannte ich dann " HERBERT " was ich in einigen Varianten
mehrfach gebaut habe.

Mein Freund " HERBERT" war diese einzelne Platine mit den Drucktasten vorne

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Die Schlagzeuginstrumente baute ich nach Vorschlägen von Tünker mit 3H1 Schalenkernspulen auf
was sich positiv auf Instrumente mit Trommelfellen auswirkte gegenüber normal üblichen Phasenschieber
Generatoren die durch Impuls angestoßen wurden.

Mit Aufkommen der Wersi Heliosgeneration wurde das bisher erreichte teilweise verworfen und die Orgel
auf eine Programmierbarkeit umgebaut. Hier zahlte es sich aus, die Tastenkontakte bereits mit zusätzlichen
Schaltreihen ausgestattet zu haben. Somit war auch eine Effektgruppe wie die EF 1 in Teilen davon für meine
Zwecke verwendbar wie auch das System Wersidata, alle zu schaltenden NF Signale über Analogschalt IC
laufen zu lassen und die Steuerung nur per Gleichspannung vorzunehmen.

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Für die Zugriegel habe ich nur 3 Presets vorgesehen deren Einstellung jedoch von Trimmpotis
erfolgte und somit leichter umprogrammiert werden können als durch Festwiderstandskombinationen.

Ich beschränkte mich hier jedoch nur auf 6 Programme die mit Dioden Programmkarten realisiert wurden.

Diese Gesamt - Programme waren
1: Zugriegel , ZR Perc 3rd
2: Zugriegel , ZR Perc 2nd
3: Violine OM , Streicher
4: Bläser OM , ZR UM
5: Wah Wah , ZR UM
6: SPACE SOUND , ZR + FR UM

Ein Piano habe ich in dieser Orgel nicht vorgesehen gehabt
Anfangs verwendete ich gegenseitig auslösenden Drucktastenaggregate was später dann auf Digitaster
geändert wurde. Grund war im genaugenommen der einzubauende Walkingbasslauf von Böhm der auch
ein Bedienfeld benötigte und Digitaster für Programme nahmen weniger Platz weg als Drucktastenaggregate.

Für die Effekte EF 1 wurde eine eigene Platine entworfen und auch der Pedalsustain aus der Helios
übernommen. Dieser jedoch schon mit eigenem Generator wie auch die Begleitautomatik.
Last not least fand dann auch die VV 1 Vorstufe nebst Fußschweller und Hallspirale Einzug in meine Orgel.
Über den Distributor in Lehrte erhielt ich dann auch einen AY 5-1317 IC mit dem ich dann eine neue
Begleitautomatik aufgebaut habe gesteuert von den M 253 ICs. Ganz zum Schluß wurde dies dann noch
um den WalkingBass IC von Böhm erweitert.

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Das Orgelgehäuse wurde mehrfach umgebaut und hier zahlte es sich aus die Technik der W 248
übernommen zu haben dies mit einem Stülp Gehäuse gemacht zu haben.

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Als Endstufe hatte ich Anfangs zwei EDWIN Verstärker aus Elektor 1/ 1970 eingebaut.
Die wurden dann durch zwei EV 70 Endstufen ersetzt.
Meine beiden Boxen war eher ein Glückstreffer was die Lautsprecher anging.
Bei meinem örtlichen Händler lagen eines Tages zwei Isophon P 38 Lautsprecher für zusammen
80 DM in der Auslage, wo es eigentlich nichts zu überlegen gab, sie zu kaufen.
Die Boxen bekamen im Laufe der Zeit dann immer mehr ein Aussehen wie die T 4000 Boxen von Wersi.
Auch meine Orgel wurde dann an die Optik der Helios angepaßt. Leider paßte die Stahlkonstruktion
des Untergestells nicht in das Verchromungsbad der Firma die sie für mich zusammengeschweißt hatte,
sodaß sie nur schwarz lackiert wurden.

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Die Orgel wurde dann 1980 verkauft und wurde noch bis 2006 gespielt.
Was aus der Orgel dann geworden ist habe ich keine Informationen.


Hier noch Bilder von damaligen Rhytmusgeräten WM II die gleich mehrfach
gebaut wurden

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Das letzte Bild zeigt schon Komponenten für die Nachfolge Orgel Helios.
Nur Tastungsblock und Gehäuse mit Manualen wurden gekauft, der Rest
an Innereien entstand schonseit 1978 parallel zu diesem Selbstbauprojekt
von 1974
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