Blog W358 Restaurierung -- Folge 3

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Skunk
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Blog W358 Restaurierung -- Folge 3

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Folge 3: Problemfall Untermanual

In dieser Folge geht es darum, wie das Untermanual von dem katastrophalen Zustand wieder in einen spielbaren Zustand überführt wird. Erster Schritt: alle Tasten aushängen. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, daß das ganz einfach einzeln geht. So entfernte ich die Lagerachse , die Rückholfedern wurden ausgehängt und alle Tasten entfernt, ebenso alle Dämpfergummies. Ich habe mich schon gewundert, daß die Gummies nach fast 50 Jahren noch voll intakt und nicht spröde geworden sind. Jetzt ab mit allem in‘s Ultraschallbad. Das Metall-Tastaturbett war genau so von Dreck überzogen, und zwar beidseitig!

So lange das lief, Tastaturblech mit Küchenschwamm und Spülmittel gereinigt und die Bohrungen für die Impedanzwandler-Platinen auf der Rückseite, die mit Blechschrauben befestigt waren, mit 2,5mm Kernloch für M3-Gewindeschrauben nachgebohrt und vor allem entgrated (was der Vorbesitzer nicht gemacht hatte und was prompt zu einer Verletzung führte). Dann die M3-Gewinde in den Bohrungen geschnitten und die Platinen zum Test eingebaut, ob alles funktioniert

File 8 – Dreckschicht auf den Tasten
File 9 – Lagerung der Tasten auf dem Tastaturbett

Mittlerweile war die erste Ladung Tasten und auch die Dämpfergummies aus dem Ultraschallbad. ABER: es war trotz Reiniger nicht sauber. Die Gummies mußten mit Fingernagel und Küchentuch nachgereinigt werden, das Ultraschallbad hatte fast keine Wirkung gezeigt, so tief saß der Dreck in den Gummi-Rillen! Die Tasten ähnlich: erst mit einem Küchenschwamm konnten alle Dreckspuren endgültig beseitigt werden.

File 10 – Reinigung der Dämpfer-Gummies
File 11 – Impedanzwandler auf der Manual-Rückseite

Und so sahen dann die wieder aufgesetzten Dämpfergummies im Detail sowie das komplett gereinigte und wieder zusammengebaute Manual aus – File 12 und 13).

File 12 – Dämpfergummies im Detail
File 13 – Untermanual wieder zusammengebaut

Erst am Tag zuvor hatte ich dann beim Stöbern in den BAs in einem Nebensatz gelesen, daß man die Achse gar nicht ausbauen muß, sondern die Tasten einzeln nach Entfernen der Rückholfedern aus den Messing-Lagerachsen abziehen kann. Hätte ich das früher gesehen, hätte ich mir eine Menge Arbeit sparen können.

Nach einigem überlegen entschied ich mich auch, alle Elkos, die eben immerhin jetzt 50 Jahre alt waren, mal durchzumessen. Ergebnis: die Kapazitätswerte waren teilweise schon kräftig weggelaufen. Fazit: Alle Elkos neu bestellen und ersetzen. Außerdem werden die stehenden Elkos dann mit weniger Abstand eingelötet. Auf dem Foto sieht man deutlich, daß die stehenden Elkos bei Berührung locker weggebogen wurden und bei Nachbarbauteilen fast einnen Kurzschluß verursachen konnten. Die Anschlüsse waren einfach zu lang über der Platine.

Übrigens noch ein Kommentar zum Aus- und Einbau der Tasten: man sollte diese in der Reihenfolge tunlichst beibehalten (z.B. auf dem Metallträger mit Wasser-unlöslichem Filzstift nummerieren). Hatte ich natürlich nicht gemacht und die Tasten landeten beim Einbau in irgendeiner anderen Oktave. Fazit: die Tasten hatten eine unterschiedliche Höhe und mußten mühselig in einer Dreistunden-Aktion Taste für Taste wieder halbwegs auf dieselbe Tastaturhöhe und auch Abstand zur nächsten Taste gebracht werden. So flexibel sind die Metallträger der Tasten leider nicht, wie sie im ersten Moment aussehen. Also mit Zangen bearbeiten und verbiegen, bis es passt.

Im nächsten Schritt werden alle Anschlüsse der Impedanzwandler-Platinen für Festregister und Zugriegel wieder verdrahtet, allerdings dann mit SUB-D-Steckern am Manual-Rand bzw. Vierkantrohr-Trägergestell trennbar. So kann dann ein Manual einfach nach Lösen der Schrauben und der SUB-D-Stecker aus der Orgel gehoben werden, ohne daß man irgendwelche Leitungen ablöten muß. Die 96 Generator-Signale zu den Kontakträger-Platinen werden über 96polige DIN-Stecker 41612, wie man sie von Europakarten in Bussystemen kennt, getrennt. Das ganze Spiel muß noch für Mittel- und Untermanual gemacht werden. Wenn dann alle drei Manuale entsprechend vorbereitet sind, geht‘s weiter mit dem Teil 4.
Dateianhänge
Blog W358 Restaurierung – File 13 - Untermanual wieder zusammengebaut.pdf
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Blog W358 Restaurierung – File 12 - Dämpfergummies im Detail.pdf
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Blog W358 Restaurierung – File 11 - Impedanzwandler auf der Manualrückseite.pdf
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Blog W358 Restaurierung – File 10 - Reinigung der Dämpfergummies.pdf
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Blog W358 Restaurierung – File 9 - Lagerung der Tasten auf dem Tastaturbett .pdf
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Blog W358 Restaurierung -- File 8 - Dreckschicht auf den Tasten.pdf
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