Blog W358 Restaurierung -- Folge 2

Moderator: happyfreddy

Skunk
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Blog W358 Restaurierung -- Folge 2

Beitrag von Skunk »

Folge 2: Wie kommt man zu grauen Haaren

In dieser Folge möchte ich mal den einen oder anderen „Gimmick“ aufzeigen, der einem bei einer Restaurierung das Leben schwer machen kann – und infolge dessen für eine andere Haarfarbe (nämlich grau!) sorgt. Hier ein paar Punkte:
  • Verteiler Versorgungsspannnung
Im linken Teil des Oberteils prangte neben dem 15V-Netzteil eine Konstruktion, die man im ersten Moment als Häkelkunstwerk oder Makramee interpretieren könnte.

File 3 – Makramee in der Orgel
File 4 – Kupferband-Steckzungen-Konstruktion

Ok, Hauptgrund für einen solchen Verteiler waren gerade mal die vier Lötösen für GND und +15V an der Netzteilplatine, womit jeder Elektroniker, der hier 15-20 Platinen mit der Versorgungsspannung sternförmig anbinden will überfordert ist. WERSI hat wohl daraus gelernt und beim PS2 oder PS4 der Weltraumserie ganze Steckfelder an der Platine vorgesehen; eine sehr weiße Entscheidung. Aber bei einer W-Serie-Orgel mit mehreren bzw. in diesem Fall drei Manualen mußte man sich schon etwas einfallen lassen. Daß sich jemand eine solche Konstruktion, die wohl ihren Ursprung in der Starkstromtechnik hat, wie im File 4 gezeigt aufbaut, damit hatten die Entwickler aber wohl nicht gerechnet.
  • Generator-Anschlüsse
Im rechten hinteren Teil des Oberteils, wo der Generator angebracht ist, waren an den beiden Langseiten des Generators Konstruktionen, die vermutlich von einem Laden für Schrauben, Lötösen, Unterlegscheiben, Muttern und Pertinax-Streifen gesponsort worden war. Es war eine Eigenkonstruktion, die alleine zum Zerlegen einen guten Tag verbraten hat.

File 5 – Generator-Anschluss-Chaos beim Öffnen der Manuale
File 6 – Befestigungsmaterial-Sponsoring
  • Kabelbefestigungen
Normalerweise befestigt man Kabel wenn irgendwie möglich im Bündel mit geeigneten Kabelschellen. Aber auch hier war vermutlich ein Sponsor für Schellen in unterschiedlichen Varianten am Werk: aus Metall, aus Kunststoff, geschraubt, genagelt und auch die Primitiv-Version als eingeschlagene Clamp-Bügel. Beim Zerlegen habe ich ca. 150 dieser Befestigungsmöglichkeiten entfernt. Im Unter- als auch Oberteil wurden etliche einzelne (!) Kabel mit solchen Schellen befestigt und die abgeschirmten 10fach Kabel wurden mit den Schellen zusammen derart verquetscht, daß ein Kurzschluß innerhalb der Mahrfachkabel vorprogrammiert war. So etwas sollte man NIE machen!
  • Mechanische Spielereien
Ich vermute mal stark, daß der Erbauer ein Hobby-Mechaniker war. Anders kann ich mir die reichliche Verwendung von Flachstahl an verschiedenen Punkten der W358 nicht erklären. Alles massiv, 2-3mm starke Stahlbänder, teils geschweißt. Ich kam mir vor wie in einer Mechanik-Lehrlings-Werkstatt...

File 7 – Bandstahlbefestigungsbügel

In der nächsten Folge geht es um die Restaurierung des Untermanuals, das auch in einem katastrophalen Zustand war. Einzelne Tasten klemmten, ließen sich kaum zurückholen und das ganze Untermanual war dermaßen mit einer dreckigen Schmierschicht belegt, daß nur noch ein komplettes Zerlegen aller Teile und Reinigung mit dem Ultraschallbad (für die kleineren Einzelteile) sowie einem Küchenschwamm und Spülmittel half. Sonst hatte man klebrige Finger, nachdem man die Teile in die Hand genommen hatte. Knapp fünfzig Jahre, vermutlich in einem Raucherhaushalt, hinterlassen halt ihre Spuren. Entsprechend verbreitete die ganze Orgel einen muffigen Geruch, der sich erst jetzt nach Monaten langsam verflüchtigt, je mehr Teile ausgebaut und gereinigt sind. Bei meiner Galaxis lief es genau so und der Geruch verschwand erst nach einem halben Jahr, nachdem die Orgel komplett entkernt war.

So viel für heute, bis zum nächsten Mal!
Dateianhänge
Blog W358 Restaurierung – File 7 - Bandstahlbefestigungsbügel.pdf
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Blog W358 Restaurierung – File 6 - Befestigungsmaterial-Sponsoring.pdf
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Blog W358 Restaurierung -- File 5 - Generator-Anschluss-Chaos beim Öffnen der Manuale.pdf
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Blog W358 Restaurierung -- File 4 - Kupferband-Steckzungen-Konstruktion.pdf
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Blog W358 Restaurierung -- File 3 - Makramee in der Orgel.pdf
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