Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Moderator: happyfreddy

Skunk
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Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Beitrag von Skunk »

Folge 1: Wie alles begann – etwas Background und Historie

Ich hatte schon immer den Drang, alle dreimanualigen analogen WERSI-Orgeln unter einem Dach zu versammeln. Es ging also um die Atlantis, die Galaxis und die W358.

Bei der Atlantis war das „relativ“ einfach: die Suche dauerte gerade mal sechs Monate, und dann fand ich ein Instrument in einem sehr guten Allgemeinzustand zu einem akzeptablen Preis in Theos‘s Orgelkeller in Straelen. Also: Atlantis in den Transporter eingepackt und ab damit nach Hause. Die erste der drei war im Sack!

Bei der Galaxis war es schon etwas schwieriger, da nur wenige gut erhaltene und voll funktionsfähige Orgeln am Markt zu bekommen waren (angeblich wurden ca. 700-1000 Galaxis-Bausätze oder Fertig-Instrumente ausgeliefert). Und wenn, dann waren sie mir einfach zu teuer – Die Preis-Vorstellungen mancher Galaxis-Besitzer waren schon utopisch. Schließlich fand ich eine – wieder – in Theo‘s Orgelkeller zu einem akzeptablen Preis – aber es war einfach ein „Schrotthaufen“. Nicht funktionsfähig, teilweise in einem schlechten Zustand und diese Galaxis schrieh förmlich nach Restaurierung. Ein Freund aus der WERSI-Welt meinte später bei einem em Blick „unter die Haube“: „Also die würde ich so nicht mehr einschalten“. Nur wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was ich mir da aufhalste. Egal – wieder mit dem Transporter nach Straelen gedüst und die Galaxis eingepackt. Theo war zu diesem Zeitpunkt gerade verstorben und hat die Abwicklung leider nicht mehr erlebt.

Bei der W358 war alles unendlich schwieriger. Fakt ist, daß nur ca. ein bis zwei Dutzend Orgeln dieses Typs produziert worden sind und am Markt praktisch keine gebrauchten zu bekommen waren. High Runner war einfach die W248. Nun ja, ich bin ein geduldiger Mensch, und nach gut zehn Jahren Suche wurde ich doch fündig. Durch Zufall erfuhr ich im Gespräch mit einem Freund, daß er eine W358 in seinem Lager hätte. Zustand unbekannt. Er schickte mir ein paar Bilder, der Preis wäre auch ok gewesen. Aber ich grübelte, ob ich mir noch ein zweites solches „Monster“ (und damit war der Spitzname für diese W358 schon geboren) antun sollte. Einige Nächte darüber geschlafen, und die Entscheidung war klar: JA, ich will! :)

Ein paar Wochen später stand der Freund mit seinem Anhänger vor der Haustür und wir luden die meisten Teile ab. Einiges fehlte noch was er später nachlieferte. Also waren es jetzt zwei „Schrotthäufen“ in meinem Haus, die nach Restaurierung lechzten. Nun ja, man gönnt sich ja sonst nichts und hat auch sonst nichts anderes zu tun. Die Galaxis Restaurierung läuft in Abständen schon lange auf sehr kleiner Flamme, und jetzt hatte ich auch noch die W358 am Hals. Also auf in den Kampf! Wozu bin ich ab Januar im Vorruhestand? Um die W358 geht es hier in diesem Blog.

Eine Freundin, die der Wersi Welt nicht unbekannt ist, meinte nur: „Jetzt brauchst Du nur noch eine Louvre und eine Pergamon“. Nee nee, PC-Orgeln kommen mir nicht in‘s Haus – die drei, die ich wollte, habe ich jetzt, das reicht!

In diesem ersten Teil des W358 Blogs möchte ich nur den Original-Lieferschein posten – siehe File 1, am 16.10.1973 erblickte diese W358 das Licht der Welt – und die Liste mit der notwendigen und dazu vorhandenen WERSI-Dokumentation – siehe File 2, die ich mit der Orgel nahezu komplett erhalten hatte. Die Scans der meisten BAs wurden ja an dieser Stelle schon in einem anderen Thread gepostet. Leider wurde die W358 bei der Doku nahezu komplett vergessen, denn diese ist eigentlich nur für die W248 ausgelegt. Die W358 wurde nur in wenigen Ausnahmen angesprochen. Also werde ich nicht um die Erstellung eines eigenen Blockschaltbildes herum kommen, was für die Restaurierung unabdingbar ist, um einigermaßen den Überblick zu behalten. Dieses Blockschaltbild wird zur Zeit erstellt und zu einem späteren Zeitpunkt hier gepostet.

Im nächsten Teil 2 geht es um den Zustand dieser W358 und warum ich beim Zerlegen graue Haare bekam. Denn was sich mir da bot, war teilweise schon haarsträubend. Ok ok, die Orgel ist nahezu 50 Jahre alt, aber der Erbauer hatte schon einige „Gimmicks“ eingebaut, die einen zur Verzweiflung bringen können. Mein Ziel ist, aus diesem Schrotthaufen wieder eine neue voll funktionsfähige W358 zu machen.

Übrigens werde ich aus Datenschutzgründen an keiner Stelle des Blogs Namen nennen (außer sie sind allgemein bekannt wie z.B. oben Theo‘s Orgelkeller) oder diese aus den Dokumenten in den anhängenden Files löschen.

Bis zum nächsten Mal!
Dateianhänge
Blog W358 Restaurierung -- File 2 - Vorhandene WERSI Doku .pdf
(42.12 KiB) 113-mal heruntergeladen
Blog W358 Restaurierung -- File 1 - Orignallieferschein 16.10.1973.pdf
(1.04 MiB) 116-mal heruntergeladen
happyfreddy
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Re: Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Beitrag von happyfreddy »

Hi
Interessant sehr interessant der Teil 1 ..........
Fast 3000 DM nur für ein Gehäuse und eine Space Sound Rotoreinheit.

Stelle fest meine erste Helios war preiswerter weil bei ca gleicher Summe so ziemlich alles
an Teilen inbegriffen was man brauchte - abgesehen von einer Eigenleistung.

Dieser Lieferschein kann jedoch nicht alles gewesen sein, sondern weit davor müssen
mindestens Manuale, Generator und Tastenkontakte geordert worden sein, um selbiges in das Gehäuse
einbauen zu können.
Da der Lieferschein für das Gehäuse von Oktober 1973 ist wird das Paket der Innereien mindestens
ein halbes Jahr vorher geordert worden sein und somit sicher auch schon aufgebaut.
Vermutlich somit auf der Hannovermesse in Halle 9 A gekauft , dem damaligen Orgelmekka , oder irgendeiner
der kleineren Regionalmessen.
Nilpferd
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Re: Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Beitrag von Nilpferd »

...so ein paar Bauanleitungen für die damaligen Orgeln hätte ich noch:
BA200 Netzteil.pdf
(6.18 MiB) 121-mal heruntergeladen
BA211 LSI-MOS-Tongenerator DT 74.pdf
(26.11 MiB) 120-mal heruntergeladen
BA212 Slalomatik.pdf
(2.29 MiB) 110-mal heruntergeladen
BA230 Tastenkontakte.pdf
(17.76 MiB) 119-mal heruntergeladen
BA240 Tonformung.pdf
(21.8 MiB) 125-mal heruntergeladen
BA300 Sinus-Zugriegel.pdf
(10.32 MiB) 125-mal heruntergeladen
BA655 Wah-Wah-Effekt + Sondereffekte.pdf
(13.09 MiB) 122-mal heruntergeladen
Viel Spaß beim "Basteln"
mabu
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Re: Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Beitrag von mabu »

Sind alle (und noch mehr) schon länger unter viewtopic.php?f=20&t=953 zu finden ...

Gruß
Martin
Skunk
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Re: Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Beitrag von Skunk »

Hi Freddy,

dieser Lieferschein war chronologisch der allererste (der sich unter dem ganzen Papierkram befand. Es gab hinterher noch ca. fünf Jahre weitere mit einzelnen Baugruppen und Bauteilen, d.h. der letzte war von 1978. Ganz vollständig ist die Chronologie mit Sicherheit nicht, aber es war zumindest einiges dabei.

Die Space Sound Rotoreinheit (und hier greife ich einer späteen Blog-Folge vor) war tatsächlich eingebaut und wurde aber später wieder ausgebaut und durch drei Wersivoices ersetzt, die aber nie vollständig verdrahtet wurden -- ein WV6 für das UM, eines für das MM und eines für ds OM. Genau so habe ich das auch schon vor Jahren in meiner Galaxis vorgesehen. Erfordert natürlich eine kleine "Analog-Schaltmatrix" zum Vorverstärker...

Übrigens Jürgen: besten Dank für die PDFs! Einzelne waren vorher noch nicht in's Netz gestellt und ich hatte die nur auf Papier und nicht elektronisch. Und ja, den Spaß bei der Restaurierung werde ich haben, werde aber mit Sicherheit auch eine Flasche Baldrian daneben stehen haben, denn manchmal kriegt man schon graue Haare (die ich bisher noch nicht hatte)! :?

Bis denne,
Andreas
happyfreddy
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Re: Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Beitrag von happyfreddy »

Wenn der letzte Lieferschein von 1978 war, dürfte der Besitzer sich mindestens über
2 Jahre massiv geärgert haben hier viel zu früh bestellt zu haben
Rechnet man jetzt einmal nach der Preisliste von 1974
viewtopic.php?f=20&t=858&p=6809#p6809
alles nach, so kommt man bei der 358 auf einen Gesamtpreis von ca 11000 DM,
wohlgemerkt im BAUSATZ.
Hätte er jedoch in der Reihenfolge umgekehrt geordert hätte es passieren können,
daß er 1978 schon gar kein Gehäuse 358 mehr bekommen hätte, denn ab 1975/76
lief die Produktion der Weltraumserie auf HOCHTOUREN und mit ollen Kamellen
wie die 358, die sich am Markt eh nicht durchgesetzt hat, hat sich niemand mehr
beschäftigt.
Nilpferd
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Re: Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Beitrag von Nilpferd »

Hier gibt es mal was anderes als dreimanualige Orgel

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anz ... 39-74-5868


Ein Teil kommt von Wersi, ein anderer Teil von Böhm, insgesamt aber nur sehr schwer überschaubar
happyfreddy
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Re: Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Beitrag von happyfreddy »

Solche Basteleien sind mir mehr als oft über den Weg gelaufen.
Die Orgel Hype Zeit wurde ja von drei Dingen getragen

1 ) die die sich endlich eine preiswerte Orgel leisten konnten um zu spielen
an den Orgeln wurde jedoch nichts verändert seit dem Kauf
2 ) die nie mit dem was werksseitig geboten wurde zufrieden waren und permanent
aufgerüstet haben in Sachen Hardware ,
Motto : kann die Orgel mehr,spiele ich folglich auch besser - auch wenn ich wenig übe

3 ) diejenigen die sich die I - Tüpfelchen von Böhm und Wersi rausgesucht haben
und dies in einem einzigen Instrument unterzubringen versuchten

Denke zur letzteren Gruppe dürfte der Erbauer dieser Orgel gehören.
Skunk
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Re: Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Beitrag von Skunk »

Das ist wahrlich ein Sammelsurium unterschiedlichster Schalter- und Tastertypen sowie Funktionen. Die Logik hinter diesem Instrument ist wirklich nicht zu durchschauen und erschließt sich mir nicht. Vielleicht bin ich auch nur zu doof, um das zu verstehen... Aber die Netzversorgung mit den in der Orgel eingebauten Netzverteilerdosen ist schon -- sagen wir mal: sehr speziell!.

Warum erinnert mich dieses Instrument nur irgendwie an meine W358...??? :?
happyfreddy
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Re: Blog W358 Restaurierung -- Folge 1

Beitrag von happyfreddy »

hihi erinnert mich an die Heißkleber Orgel Sache seinerzeit in Herdecke
oink oink oink
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