Hammond X5 wiederbeleben

Rund um die großen Hammonds B3/A100, H100, E100, X77 und X66

Moderator: happyfreddy

clemens
Beiträge: 42
Registriert: 23. Nov 2013, 21:05
Kontaktdaten:

Hammond X5 wiederbeleben

Beitrag von clemens »

Hallo happyfreddy,
ich bräuchte Deinen fachmännischen Rat. Habe mir heute nach knapp 30 Jahren meine X5 aus Mutters Keller nach Hause geholt. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Leider scheint aber die Zeit mehr Spuren an der Orgel hinterlassen zu haben als bei mir ;-)

Nach dem Anschalten kamen leider keine richtigen Töne heraus. Es war ein leises Durchsingen der Töne zu hören, der Generator scheint alle Töne zu erzeugen. Die Zugriegel waren teilweise etwas fest, bewegen sich jetzt aber wieder.
Nach dem Öffnen des Gehäuses, konnte ich Rost an den Platinenhalterungen und teilweise an den Schrauben feststellen. Die Stecker sind teilweise stark oxidiert (teilweise Grünspan). Ich vermute, dass ich da einige tauschen muss, wo bekommt man die eigentlich her ?
Unter der Federhallgehäuse (auch etwas oxidiert) schaut eine Hallfeder hervor.
Schaltpläne hätte ich.
Wenn die Töne alle wieder gut hörbar sind, müsste ich die Tastenkonakte checken. Wie macht man die eigentlich sauber ? Die Tasten und Ablagegflächen hätte ich mit Babytüchern gesäubert. Wie bekomme ich die Zugriegel wieder leichtgängig ?
Was meinst Du, bekommt man die wieder so hin, dass sie wieder klingt ? :-)

Vielen Dank schon im Voraus, für Deinen Rat!

Viele Grüsse.
happyfreddy
Beiträge: 2340
Registriert: 19. Jul 2012, 09:32
Kontaktdaten:

Re: Hammond X5 wiederbeleben

Beitrag von happyfreddy »

Hi
Mach mal Fotos von Steckkontakten etc und stell sie hier ein
Ist schon zu lange her daß ich eine X 5 in den Fingern hatte.

Problem dürfte das Rastermaß sein ansonsten sicher alles von MOLEX
was man noch bei RS Components bekommen kann
Wenn schon Rost zu sehen ist wird Feuchtigkeit überall seine Spuren
hinterlassen haben.
Die Tastenkontakte müßten nach meiner Erinnerung mit denen der T oder H Serie
übereinstimmen, sodaß man hier eine ähnliche Reinigungsprozedur machen könnte
( Busbar´s )
Zugriegelgruppen sicher dieselben wie bei der T Serie oder der H Serie
clemens
Beiträge: 42
Registriert: 23. Nov 2013, 21:05
Kontaktdaten:

Re: Hammond X5 wiederbeleben

Beitrag von clemens »

Hallo happyfreddy,
anbei die Fotos...
Auf dem 2. Bild sieht man, dass der Steckerkontakt gebrochen ist (wo das gelbe Kabel heraushängt), weil er schon stärker oxidiert war.
IMG_20211124_155628.jpg
(981.32 KiB) 134-mal heruntergeladen
IMG_20211124_155645.jpg
(1.16 MiB) 110-mal heruntergeladen
IMG_20211124_155715.jpg
(1016.78 KiB) 113-mal heruntergeladen
IMG_20211124_155702.jpg
(1.1 MiB) 111-mal heruntergeladen
happyfreddy
Beiträge: 2340
Registriert: 19. Jul 2012, 09:32
Kontaktdaten:

Re: Hammond X5 wiederbeleben

Beitrag von happyfreddy »

hi
Sieht ja wirklich böse aus die Orgel von innen................

Also Anschlagkontakte sind die großen TL Typen von MOLEX.

Sowas kriegt man noch bei diversen Händlern wie Reichelt
https://www.reichelt.de/de/de//446/inde ... 2009daad9e

Type : MOLEX 8520072

Solche hat auch Wersi seinerzeit verbaut.
Die passenden Stiftleisten haben jedoch anderes Rastermaß als Wersi seinerzeit, vermutlich 3,96mm
mit Verpolschutzsteg
Wersi hatte 5.08mm dagegen ohne den Verpolschutz.
Ausnahme waren die Verstärker LE 20 nur die hatten ein noch anderes Rastermaß !!

Solche Stiftleisten waren aber auch in der Hammond Aurora Reihe verbaut.

Platinen mit Isopropanol Alkohohl und Q tip reinigen. Hartnäckige Lötrückstände mit Glasfaserreiniger.
Anschließend die Leiterbahnen mit farblosem Nagellack abdecken gegen Korrosion.
IC Sockel würde ich wenn hier gleich neu einlöten mit sog gedrehten Sockeln.
Die Platinen hatten damals noch keine Durchkontaktierung sondern entweder Hohlnieten oder
Lötstifte. Hier auf jeden Fall die Verbindung zwischen beiden Leiterseiten prüfen.
Die ICs sind durchweg MOS Typen der 4000er Reihe die es heute noch gibt
( laufen bei Reichelt unter MOS 4xxxx als Bestellbezeichnung.

Mit Zugriegeln kann ich im Grunde helfen da noch Bestände aus T 200 , T 500 , Aurora Reihe vorhanden,
die alle baugleich waren mit dem schwarzen Plastikkörper als Basis.

Die Kappen lassen sich abschrauben und die Einheit im Grunde komplett demontieren.
Was hier alles schwergängig macht ist das Fett was hart geworden ist.
unter kratzende Zugriegel ist hier im Link einiges gesagt worden

https://www.keyboardpartner.de/hammond/selbermachen.htm

Nochmals KEIN KONTAKTSPRAY oder ähnliches verwenden eben wegen dem Kunststoff der hier BAKELIT ist.

Der Generator ist hier ein TOS IC vom Typ MK 50240 oä gefolgt von den Teilerstufen.

Die X 5 hat im Gegensatz zur B 200 zwar ein ähnliches Gehäuse nur der Manualumfang ist hier größer und
die Tastenkontakte sind hier mehrfach gem den vorhandenen Fußlagen unter jeder Taste
clemens
Beiträge: 42
Registriert: 23. Nov 2013, 21:05
Kontaktdaten:

Re: Hammond X5 wiederbeleben

Beitrag von clemens »

Es geht langsam voran, ein paar Töne kommen schon heraus :-)
Allerdings geht durchgängig das F nicht. Der TOS IC MM5833N erzeugt diesen Ton leider nicht mehr :-(
Hast Du zufällig so ein Teil übrig bzw. weisst Du, wo man es bekommen kann bzw. einen Ersatztyp ?
Danke!
happyfreddy
Beiträge: 2340
Registriert: 19. Jul 2012, 09:32
Kontaktdaten:

Re: Hammond X5 wiederbeleben

Beitrag von happyfreddy »

Hi
Das Problem ist , daß es das IC MM 5833 nicht mehr gibt.
Der Generator dieser Orgel hat einen TOS Generator mit MM 5833 + MM 5832
wovon jedesIC nur 6 bzw 7 Töne produziert.
Es gab seitens Hammond damals einen Nachfolge TOS Generator mit dem IC MK 50240.

Problem ist daß der X 5 Generator mit zwei negativen Spannung bis zu - 27 V arbeitet.
Mit herkömmlichen CMOS IC kann man nur bis - 15 Volt etwas realisieren.
Da auch die Teilerstufen hier mit - 27 V arbeiten wird es knifflig werden

Datenblatt MM 5833 :
MM5832-MM5833.pdf
(132.63 KiB) 54-mal heruntergeladen
Hammond X 5 Servicemanual :

https://labitat.dk/w/images/c/c9/Hammon ... Manual.pdf

Es hängt jetzt davon ab wie von den TOS ICs die höchsten Töne abgenommen werden

Der zweite TOS IC MM 5832 erzeugt ua die Töne C8 und C9 , zusammen produzieren beide TOS
IC also 13 Töne !! Die Frage ist jetzt sind beide Ausgänge C 8 und C 9 mit den Teilerstufen verbunden
oder nur insgesamt 12 Töne , was für eine Ersatzlösung günstiger wäre.
Hier hilft nur ein Blick auf die MDD Platine und die Verdrahtung zur Teilerstufen Platine
MAch davon mal Fotos bitte

Die simpelste Lösung wäre ein separater Oszillator mit CMOS ICs der hier den richtigen Ton für die Bufferstufe
erzeugt.
Denm besagten Pin aus dem MM 5833 dann einfach neben die Fassung legen

Mein üblicher Ersatz wäre hier sofern nur 12 Töne benötigt werden einen M 086 als Ersatz
für beide TOC ICs zu verwenden.
Ähnliches habe ich schonmal bei einer großen LOWREY C 500
https://www.skerjanc.de/Lowrey_C500.htm
und einigen Ahlborn Sakralorgeln
https://www.mikrocontroller.net/topic/313530
bitte bis 7.11.2013 durchscrollen
gemacht die ebenfalls mit diesen MM 5823 / MM5833 bestückt waren.
Pufferstufen waren hier nicht erfoderlich nur in der X 5 sind welche verbaut.
clemens
Beiträge: 42
Registriert: 23. Nov 2013, 21:05
Kontaktdaten:

Re: Hammond X5 wiederbeleben

Beitrag von clemens »

Hi happyfreddi,
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Ich habe gesehen, dass die verbauten TOS ICs schwer zu bekommen sind. Es gibt Beispiele, wo jemand anscheinend FPGA basierte Ersatzlösungen verbaut hat: https://krisanks.wordpress.com/2014/05/ ... -chip-pt2/

Ich habe im Service Manual gelesen, dass nur 12 Töne verwendet werden. Habe auch darüber nachgedacht eine kleinen Arduino-basierten Generator für das fehlende F zu bauen, nur bin ich mir unsicher, wie das dann mit den exotischen Spannungen funktionieren soll :-( bin eher im 3,3 bis 5 V Bereich unterwegs ...

Nachdem ich den Pin für das F herausgebogen habe, konnte ich mit dem Oszi ein Signal messen :-) Allerdings, sobald ich ihn wieder einstecke ist das Signal (fast) wieder weg - ich hatte das bei der ersten Messung übersehen. Statt einem 1 V Rechteck Signal, kommt ein ca. 0,3 V "verschliffenes" Rechteck Signal.
Evtl. ist beim F ein Ausgangtreiber beschädigt und kann nicht mehr den erforderlichen Strom liefern ??
Wahrscheinlich ist es jetzt einfacher, nur das Signal zu verstärken (Schmitt-Trigger?). Bin mir aber nicht klar mit welchen (CMOS ?) Bauteilen das funktionieren soll :-(

PS: Respekt vor Deiner Ersatzlösung! Habe im Internet auch so etwas ähnliches gefunden: https://www.narcisivalter.it/progetti/tos_m087-b1.html , der braucht anscheinend nur die 14 V. Allerdings kostet der MO86B1 in der Bucht um die 50 Euro.
happyfreddy
Beiträge: 2340
Registriert: 19. Jul 2012, 09:32
Kontaktdaten:

Re: Hammond X5 wiederbeleben

Beitrag von happyfreddy »

Hi
Wichtig für eine Erkenntnis ob 12 oder 13 Töne nötig sind ist die Verfolgung
der Ausgänge C und CX , das sind die Töne C 8 und C 9.

Wenn Der Pin F heraus ist und am Pin dann ein Rechteck Signal zu messen ist mit Skop,
dann dies in der Amplitude mal mit benachbarten Tönen vergleichen.
Paßt das dann kann man versuchsweise mal den Ton F auf eine andere Teilerkette legen.
Knickt der bei Belastung ein ist ein Fehler im TOS IC .
Zur Sicherheit dann mal bei herausgezogenem Pin F einen benachbarten Ton zB G auf den Teilerketten
Eingang des Tones F legen Wenn hier dann beide Teilerketten einwandfrei arbeiten müssen die Tasten
F und G die gleichen Töne produzieren.
Der Fehler liegt dann im TOS IC MM 5833.
Testweise köännte man auch den TOS IC MM 5832 ind den Sockel des MM 5833 stecken,
da der Anschluß CX im Sockel MM 5833 nicht belegt ist.
Nur es kommen dann ganz andere Töne heraus.
Zumindest weiß man dann die Pufferstufe und Teilerkette ist OK.

Ersatz TOS IC wie den M 086 habe ich noch vorrätig leider keine MK 50240 mehr.
Am Preis kann man nichts ändern , je rarer desto teurer ....
Wenn Bedarf an M 086 bitte PN an mich

Die wichtigste Spannung in der X 5 ist hier die - 15 V.
Bei Ersatz TOS nur diese in Betracht ziehen .
Die Spannungen - 27 V etc müssen bleiben für die Teilerketten .

Möglich ist auch daß nur die Pufferstufe für den Ton F defekt ist
Auch das kann man mit Oszilloskop testen.

Ersatz ICs würde ich immer mit Sockel verwenden. Am besten gedrehte Sockel.
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste